Ein "Hammerjahr" für Paul Henning
Die Begründung: Henning hat ein Doppelspielrecht, ist sowohl für das VIF als auch den VC Olympia Berlin aktiv, der in dieser Saison in der 1. Bundesliga mitmischt, um sich optimal auf die WM-Qualifikation im nächsten Jahr vorzubereiten. Für den jungen Mittelblocker ist das ein enormer Aufwand, den er jedoch gerne auf sich nimmt: „Diese Möglichkeit bietet mir extrem viel, um Erfahrung für mein späteres Leben zu sammeln, sowohl im sportlichen Bereich als auch im Alltag. Ich kann viel Spielpraxis in der höchsten Spielklasse Deutschlands sammeln, um mich weiterzuentwickeln. Der Vorteil ist zudem, dass mich die Erstliga-Vereine schon einmal live sehen und ich zeigen kann, was ich drauf habe. So ist der Sprung in einen Erstliga-Verein nächstes Jahr vielleicht leichter, sodass ich unter Vertrag genommen werde. Das ist mein Ziel, und ich denke, da befinde ich mich auf einem guten Weg.“
Dafür leistet das 1,98 Meter große Talent Beachtliches! Wie seine Woche aussieht? Beispielhaft stellen wir den Plan dieser Woche vor: Von Montag bis Donnerstag trainiert und lebt er in Frankfurt, am Mittwoch schreibt er eine Klausur in Ethik, am Donnerstagabend fährt er nach Hause nach Erfurt, um dann am Freitagmittag auf der Autobahn Richtung Herrsching von den Berlinern mitgenommen zu werden. Am Samstag in Herrsching und am Sonntag in Friedrichshafen („das werden schwierige Aufgaben“) spielt er zweimal 1. Bundesliga, ehe er nach dem Friedrichshafen-Spiel per Zug nach Frankfurt zurück fährt und voraussichtlich mitten in der Nacht ankommen wird. Montags wird er vom Unterricht befreit („glaube ich“), ehe der Alltag wieder beginnt. Am Mittwoch und Donnerstag stehen Klausuren in Biologie und Mathe an („das wird stressig, aber machbar!“).
Und das alles in seinem Abiturjahr, denn Henning baut „nebenher“ sein Abi an der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt. Demnach übt sich das Talent im Verzicht, so hatte er keine Herbstferien, weil er wegen eines Trainingslagers in Berlin war, über Weihnachten hat er ganze vier Tage frei, da auch dann wieder trainiert wird, um die WM-Qualifikation der U21 vorzubereiten. Das Ganze erfolgt in Absprache mit den Bundestrainern Johan Verstappen (Berlin) und Matus Kalny (Frankfurt) und vorerst bis Jahresende. Dann wollen sich alle zusammensetzen und beraten, wie sie weiter verfahren. Kalny sagt: „Er ist motiviert, die 1. Liga ist für ihn natürlich besser, zumal er auch mit seinem Jahrgang zusammen ist. Bisher hat er das gut weggesteckt, aber die schwerste Phase kommt erst noch.“ Auch Henning sieht die positiven Aspekte und sagt: „Ich habe in den zwei Wochen der Herbstferien vor allem einen Sprung vorwärts im Angriff gemacht, und mich positiv entwickelt. Man passt sich schnell an das hohe Niveau an und steigt im spielerischen Level höher, das habe ich selbst gemerkt.“
Letztlich kommt es beiden Bundesstützpunktmannschaften zugute, weil Henning das Trainingsniveau in Frankfurt hebt und die Berliner einen starken Mittelblocker bekommen. Vor allem aber dient es Henning, der sich trotz allen Aufwandes weiter entwickelt hat. Schließlich hat er klare Vorstellungen von seiner Zukunft: „Ich möchte auf jeden Fall 1. Bundesliga spielen, vielleicht irgendwann mal im Ausland mit Volleyball Geld verdienen. Studieren will ich auf jeden Fall, vielleicht erst ein Jahr nach meinem Abitur, um mich erst einmal auf Volleyball konzentrieren zu können.“ Paul Henning, ein Volleyball bekloppter mit klaren Vorstellungen, einem eisernen Willen und viel Energie.
Paul Henning im Interview
Wer kam auf die Idee, dass du in dieser Saison ein Doppelspielrecht bekommst?
Henning: „Johan Verstappen kam auf die Idee, dass ich mich auf die WM-Qualifikation im Januar mit dem Team vorbereiten kann, da dort mittlerweile alle Spieler aus meiner Jugend-Nationalmannschaft sind. Natürlich wurde das alles noch mit meinem Trainer in Frankfurt, Matus Kalny, abgeklärt und abgesprochen, bis es in Stein gemeißelt wurde.“
Warum tust du dir diesen enormen Aufwand mit Spielen in Berlin und Frankfurt an?
Henning: „Ich denke, diese Möglichkeit bietet mir extrem viel, um Erfahrung für mein späteres Leben zu sammeln, sowohl im sportlichen Bereich als auch im Alltag. Ich kann viel Spielpraxis in der höchsten Spielklasse Deutschlands sammeln, um mich weiterzuentwickeln. Der Vorteil ist, das mich die Erstliga-Verein schon einmal live sehen und ich zeigen kann was ich drauf habe, so ist der Sprung in einen Erstliga-Verein nächstes Jahr vieleicht leichter, sodass ich bei einem Club unter Vertrag genommen werde. Das ist auch mein Ziel, und ich denke, da befinde ich mich auf einem guten Weg.“
Wie ist das Ganze angelaufen? Kommst du bisher klar damit?
Henning: „Das Ganze ist sehr gut angelaufen, ich habe die Herbstferien in Berlin verbracht und mittrainiert. Ich komme mit dem Team sehr gut klar und verstehe mich mit allen blendend, da ich sie ja auch aus der Nationalmannschaft kenne. Das Training war gut, ich habe in den zwei Wochen vor allem einen Sprung vorwärts im Angriff gemacht und mich positiv entwickelt. Man passt sich schnell an das hohe Niveau an und steigt im spielerischen Level höher, das habe ich selbst gemerkt. Im Anschluss an die Herbstferien hatten wir unsere ersten beiden Ligaspiele gegen Lüneburg und Solingen. Dabei gewannen wir 3:0 gegen Solingen, womit wir und unser Trainer sehr zufrieden waren. Das Tempo in der 1. Liga ist viel höher als in der 2. Liga, ich denke, ich bin damit aber sehr gut klar gekommen und habe mich daran gewöhnt.“
Hast du keine Angst, dass es zu viel wird und du irgendwann an einen Punkt kommst, an dem du nicht mehr kannst (körperlich und mental)?
Henning: „Darüber mache ich mir erst erinmal nicht so große Gedanken. Ich freue mich auf das, was kommt, und der Rest wird mit beiden Trainern abgesprochen. Sie wissen beide, dass ich eine Doppelbelastung habe und sprechen sich ab, wo ich mal Pause bekommen kann. Beispielsweise habe ich am vergangenen Wochenende den Sonntag frei bekommen, obwohl wir da mit Frankfurt ein Ligaspiel hatten. Das finde ich gut und zeigt mir, dass sie hinter mir stehen. Klar gerät man in manchen Situationen körperlich und mental an seine Grenzen, aber das gehört meines Erachtens zum Leistungssport dazu.“
Wie klappt das mit der Schule?
Henning: „Mit der Schule gestaltet sich das etwas schwieriger. Ich fehle öfter mal am Freitag und am Montag, weil ich da An- und Abreise von den Spielen habe. Den Unterrichtsstoff muss ich natürlich nachholen. Aber die Lehrer wissen, dass ich eine Doppelbelastung habe und unterstützen mich da. Ich versuche mir vorher schon zu erfragen, was ich nachholen könnte, um schnellstmöglich an den Unterricht wieder anschließen zu können. Bis jetzt klappt das gut, ich bin sehr zufrieden mit meinen schulischen Leistungen, mal sehen wie sich das in den kommenden Wochen entwickelt.“
Was sagen deine Mitspieler in Frankfurt und Berlin dazu? Was deine Eltern?
Henning: „Ich denke, meine Eltern sind sehr stolz auf mich. Sie stehen immer hinter mir und unterstützen mich, wo sie nur können. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen sollte, sie sind sehr wichtig für mich in so einer anstrengenden Zeit.
Meine Mitspieler in Frankfurt freuen sich für mich, auch hier komme ich mit allen gut klar. Klar wollen sie viele Spiele in der 2. Liga gewinnen, und da ich oft fehle und ein wichtiger Teil der Mannschaft bin, vermissen sie mich auf dem Spielfeld, aber ich denke sie freuen sich mit mir, dass ich so eine Entwicklung nehmen kann. Die Mitspieler in Berlin sind - denke ich - sehr froh, dass ich nun Teil der Mannschaft bin. Es wären sonst nur zwei Mittelblocker da gewesen, und ich vergrößere die Mannschaft. Sie freuen sich, wenn ich da bin. Ich habe die ersten beiden Bundesligaspiele durchgespielt und denke, dass ich die Mannschaft verstärke.“
Was ist dein Ziel nach der Saison und Abitur?
Henning: „Ich möchte auf jeden Fall 1. Bundesliga spielen, vieleicht irgendwann mal im Ausland mit Volleyball Geld verdienen, das weiß ich aber noch nicht so genau. Mal sehen, wie sich alles entwickelt. Studieren will ich auf jeden Fall, vieleicht erst ein Jahr nach meinem Abitur, um mich erst einmal auf Volleyball konzentrieren zu können. Vielleicht irgendetwas in Richtung Wirtschaft/Bänker, vielleicht Lehrer, das steht noch nicht fest. Ich freue mich auf meine Zukunft, mal sehen wie es kommt.“