Zurück in der 2. Bundesliga!
Seine neuen Schützlinge müssen die zweithöchste deutsche Klasse erst kennenlernen. Obwohl die zehn Volleyballer, die den Stamm der Mannschaft des Volleyball-Internats Frankfurt bilden, mit Ausnahme des Krifteler Joscha Kunstmann, Bruder des Erstligaspieler Louis Kunstmann von den United Volleys Frankfurt, bereits im vergangenen Jahr für das Internat spielten, ist die Zweite Bundesliga für sie ein Novum. Denn wie üblich im Rahmen des Ausbildungsprozesses im ältesten deutschen Sportinternat spielte die Mannschaft zunächst in der Dritten Liga. Ihre künftigen Gegner können die Spieler höchstens in den zwei ersten Spielen begutachten. Die Konkurrenz beginnt bereits am 14. September. Das Nachwuchs-Team aus Frankfurt steigt in den Wettbewerb aber erst am 28. September.
Der ist die benötigte Erholungspause für die Jugend-Nationalspieler Simon Torwie und Melf Urban, die bis zum 1. September an der U 19-WM in Tunesien teilnahmen. Ins Training ihrer Mannschaft stiegen sie erst am 16. September ein. Sicher keine optimale Situation. Die Mannschaft kennt sich zwar bestens. Aus dem letztjährigen Kader sind lediglich vier Akteure weg. Jason Lieb und Jan Breburda „stiegen zu den Junioren“ auf, werden am Stützpunkt Berlin mit dem VCO in der Zweiten Bundesliga Nord aktiv sein. Mathis Mattmüller (Freiburg) und Konstantin Hergge (Gera) kehrten zu ihren Stammvereinen zurück.
Von reibungslosen Abläufen kann dennoch keine Rede sein. Der neue Trainer bevorzugt eine andere Art des Spiels und Trainings als sein Vorgänger Matus Kalny, der seit 2012 als Nachwuchs-Bundestrainer und damit auch Trainer am Volleyball-Internat Frankfurt fungierte. Am 1. August übernahm den Posten Dominic von Känel. Warum die Wahl auf einen erst 25 Jahre jungen Coach fiel, erklärt Christian Dünnes, Sportdirektor des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV): „Mit Dominic haben wir uns bewusst für einen sehr jungen Trainer entschieden, der sehr großes Potenzial mitbringt. Er hat Erfahrung im Jugendbereich gesammelt und hier sehr erfolgreich gearbeitet. Dies gilt sowohl für die Halle als auch für den Beach-Volleyball. Diese Erfahrung auf beiden Untergründen wird den Athleten in ihrer Ausbildung zu Gute kommen. Für uns ist er der richtige Trainer, um uns im Hinblick auf das neue Nachwuchskonzept, das wir gemeinsam mit den Landesverbänden und der Bundesliga ausarbeiten, strukturell und personell neu auszurichten.“
Dass jemand bereits so jung die Trainerlaufbahn einschlägt, ist ungewöhnlich. „Mir macht diese Aufgabe ungeheuer viel Spaß. Und da sie zeitaufwendig ist, habe ich meine aktive Karriere beendet“, erklärt Dominic von Känel, der bereits mit 15 Jahren beim MTV Pfaffenhofen nicht nur spielte, sondern auch das Jugendtraining leitete. 2013 wechselte er zum ASV Dachau, spielte dort als Mittelblocker in der Zweiten Bundesliga. Parallel kümmerte er sich aber auch dort um den Nachwuchs. 2017 brachte er die jungen Spieler als „Erste Mannschaft“ in die Dritte Liga. „Wir waren mit einem Altersdurchschnitt von 19 Jahren das jüngste Team der Liga“. Zugleich fungierte von Känel als Landestrainer im Beachvolleyball, bildete dort unter anderem die Brüder Lukas und Simon Pfretzschner sowie Benedikt Sagstetter aus, die mittlerweile im Sand international spielen und in der Halle Bundesligisten sind. „Beim einmal in der Woche Training würde ich als Spieler keiner Mannschaft helfen. Daher gab ich das aktive Spiel auf“, begründet Dominic von Känel seinen Ausstieg als Spieler.
Ausgestiegen ist er auch als Trainer in Bayern. „Ich bin dem ASV Dachau und dem Bayerischen Verband wirklich dankbar, ich habe sehr viel gelernt und konnte mich weiterentwickeln“, sagt von Känel, der sich auf die neue Herausforderung freut. Dieses Alter ist für die Entwicklung eines jeden Spielers von fundamentaler Bedeutung. Für mich ist es daher auch wichtig, dass die Spieler nicht nur spielerisch, sondern auch als Persönlichkeiten wachsen und ihre Fähigkeiten ausbauen.“
Er sei sich bewusst, der jüngste Nachwuchs-Bundestrainer zu sein, den es jemals gegeben hat. Angst vor der Aufgabe habe er dennoch nicht. „Ich kenne alle Landestrainer, werde von ihnen ernst genommen.“ Der Rückendeckung vom DVV kann er sich jedenfalls sicher sein. „Ich habe schon zwei Jahre ein Ehrenamt bei der Deutschen Volleyball-Jugend gemacht, daher habe ich viele gute Kontakte.“
Seiner neuen Aufgabe blickt Dominic von Känel mit viel Respekt entgegen. „Um bereit zu sein, habe ich bei vielen namhaften Trainer, auch beim Bundestrainer Andrea Giani, hospitiert. Inzwischen hatte er bereits genügend Gelegenheit, sich Einblicke über den Zustand seiner neuen Mannschaft zu verschaffen. Ein großes Wert legt er aufs Aufbautraining. „Kinder und Jugendliche sind im Wachstum sehr verletzungsanfällig. Deshalb muss man sie an die Belastung kontinuierlich heranführen. Jeder wird individuell zugeschnittenes Krafttraining absolvieren, damit weniger passiert.“ Den Schwerpunkt seines Trainings wird die Verbesserung der Technik bilden. Vor allem hinsichtlich der Annahme warte noch sehr viel Arbeit. Mit dem Angriff und den Angaben sei er schon recht zufrieden. „Auch da wartet auf uns viel Arbeit.“ Er wolle neue Wege gehen, hat daher die Technik ziemlich verändert. „Die Automatisierung braucht Zeit.“ Dass die junge Mannschaft in der Hinrunde eher ein Lernprozess als viele Siege vor sich hat, stehe für ihn daher fest. „Ich bin aber zuversichtlich, spätestens in der Rückrunde in der Zweiten Bundesliga konkurrenzfähig zu sein.
(Text: Michael Löffler)